Malerei für die Ewigkeit- Mosaikkunst auf Berliner Friedhöfen
(veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Restaurator im Handwerk“, April 2018)
In ganz Europa erzählen historische Grabanlagen aus dem 19.Jahrhundert in Großstädten viel über deren Geschichte. Architektonisch und handwerklich sehr aufwendige Grabanlagen erinnern an einflussreiche Bürger und ganze Familien, die das wirtschaftliche und kulturelle Leben in den Städten prägten. Architekten, Künstler und Kunsthandwerker wurden beauftragt prachtvolle Grabanlagen zu entwerfen und sie waren inspiriert von architektonischen Stilen, Künsten und Ornamentik vorangegangener Epochen. Es ist also wenig erstaunlich, dass auch die Mosaikkunst, die Arte Musiva, im europäischen Historismus wiederbelebt wurde. Sie hatte ihre letzte Blütezeit ein paar Jahrhunderte zuvor gehabt, als vorwiegend christliche Kunst in den Kirchen und Mausoleen des byzantinischen Reichs. Für die Menschen im Mittelmeerraum gehörte Mosaik also seit langem zur handwerklichen und künstlerischen Kultur. Die Mosaikkunst war in Italien nie ausgestorben, aber erst im 19.Jahrhundert wurde sie erneut ein richtiges Geschäftsmodell. Sie war nicht mehr nur der Kirchenkunst vorbehalten, sie zierte bald öffentliche Gebäude oder private Besitztümer. Wie im alten Rom begannen wohlhabende Bürger wieder, aufwendige Mosaikarbeiten für ihre Palazzi zu beauftragen. Und wer einen Palazzo hatte, der wollte auch einen, etwas kleineren, Palazzo als Grabanlage.
Ein Meister der Mosaikkunst aus dem Friaul, einer armen italienischen Region im Nordosten Venedigs, Gian Domenico Facchina hatte Mitte des 19.Jahrhunderts ein neuartiges Herstellungsverfahren entwickelt. Der Geschäftsmann Antonio Salviati aus Venedig, einer der wichtigsten Mosaikproduzenten des 19.Jahrhunderts, übernahm und perfektionierte Facchinas Technik und trieb so maßgeblich die Verbreitung der musivischen Kunst in ganz Europa voran. Vorher mussten die Mosaike entweder direkt vor Ort in den frischen Mörtel gesetzt werden, was viele künstlerische Fachkräfte auf den Baustellen voraussetzte und das Legen eines Mosaiks sehr zeit- und kostenintensiv machte. Oder die Mosaiksteine wurden, wie in der ravennatischen Tradition, in der Werkstatt auf mit frischem Kalk bestrichene Platten zu einem Bild gelgt, vorderseitig mit Gaze abgeklebt, aus dem Kalk gelöst, von diesem komplett gereinigt und dann als Segment auf der Baustelle eingebaut. Auf diese Art konnte man komplizierte Mosaiken in den Werkstätten zwar vorbereitet, doch es war ebenfalls ein sehr zeitaufwendiges Verfahren. Beim neuartigen, indirekten Setzverfahren ersetzte man die Gaze durch festes Papier, auf welches der Entwurf spiegelverkehrt in Originalgröße gezeichnet wurde. Auf diese originalgroße, spiegelverkehrte Vorlage wurden die Mosaiksteine genau dem Entwurf entsprechend mit einem Leim aus Wasser und Mehl geklebt. Das Mosaik wurde also nicht nur transportabel, sondern das ganze optimierte Verfahren erlaubte auch eine genauere und zugleich leichtere Umsetzung von künstlerischen Ideen. Da viele Mosaizisten in der Werkstatt gleichzeitig an größeren Aufträgen arbeiten konnten, verkürzten sich die Lieferzeiten und man sparte viele Arbeitskräfte vor Ort auf der jeweiligen Baustelle. Denn dort mussten die Segmente, manchmal weitab vom Herstellungsort, nur noch wie ein großes Puzzle im Mörtel zusammengesetzt und das Papier samt Mehlkleber vom Mosaik wieder abgelöst werden.
Salviati verwendete und verbreitete nicht nur die moderne Seitenverkehrt-Technik, mit der wir bis heute arbeiten. Er belebte auch wieder die Herstellung von Smalten und Goldsmalten, den traditionellen Tesserae (so werden in der Fachsprache Mosaiksteinchen bezeichnet) aus Glasfluss und zwischen zwei Glasschichten eingeschmolzenem Blattgold. Ein Material, welches in der venezianischen Glastradition nach geheimsten Rezepturen seit Jahrhunderten extra für die Herstellung von Mosaiksteinchen hergestellt wurde und die Möglichkeit bot, farbenfrohe, langlebige und witterungsbeständige Kunstwerke zu fertigen. Da Smalten traditionell von Hand zerkleinert werden und keine einheitliche Stärke haben, bot die neue Setztechnik den Vorteil, die Höhenunterschied der Steine auszugleichen und am Ende ebenere und somit auch weniger schmutz-anfällige Flächen herstellen zu können. Die schon seit dem 15.Jahrhundert in Florenz als „Malerei für die Ewigkeit“ genannte Mosaikkunst versprach also die Möglichkeit, noch langlebigere Dekore für die Nachwelt und Ewigkeit zu kreieren. Sie erlebte im Europa des 19.Jahrhunderts einen regelrechten Boom und die Nachfrage nach Smalten wurde immer größer. Ab 1888 begann in Venedig auch Angelo Orsoni Smalten zu produzieren. Die Firma Angelo Orsoni ist neben den Firmen Mario Dona (Spilimbergo, Italien) und Stefano Dona (Murano, Italien) bis heute einer der wichtigsten Produzenten von Smalten weltweit (genau genommen gibt es tatsächlich nur noch diese drei Firmen, die wirklich hochwertige Smalten produzieren. Orsoni befindet sich inzwischen nicht mehr, wie die Firmen Mario Dona und Stefano Dona, im Familienbesitz, sondern wurde vor einigen Jahren von der Trend-Gruppe, einem Produzenten von Industrie-Mosaiken, aufgekauft).
Nachdem König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, fasziniert von Mosaik, Mitte des 19.Jhr. antike und byzantinische Mosaiken aus Italien für Museen und Kirchen angekauft hatte, war auch im deutschen Kaiserreich unter Wilhelm I. und Wilhelm II. der Absatzmarkt für Mosaikkunst stetig gewachsen. Zunächst wurden Mosaiken bei italienischen Mosaikkünstlern beauftragt, wie z.B. das im Hause Antonio Salviati meisterhaft angefertigte Mosaik an der von 1864-1873 errichteten Siegessäule in Berlin. Es entstanden zahlreiche neue Kirchen, die mit Mosaiken ausgestattet wurden und die Nachfrage nach Mosaik wurde immer größer. Schließlich eröffneten auch in Deutschland Werkstätten für Mosaikkunst, so dass die Kunstwerke nicht mehr in Italien beauftragt werden mussten. Eine dieser deutschen Firmen wuchs unter der Förderung im Kaiserreich zeitweise heran zur weltweit größten und umsatzstärksten Firma für Mosaikkunst und Smalten-Produktion: die Firma Puhl& Wagner aus Berlin Rixdorf. Die Firma wurde Hoflieferant von Wilhelm II und nach einem Entwurf von Hermann Schaper durfte sie auch die dem Kaiser gewidmete die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ausstatten.
Die Mosaikkunst gehörte nun also, neben der Malerei, großartiger Steinmetzarbeit und Schmiedekunst, auch zu den Gewerken im deutschen Kaiserreich, die von wohlhabenden Bürgern für Dekore beauftragt werden konnten. Wo figürliche, farbige und malerische Darstellungen oder der Glanz himmlischen Goldes gewünscht waren, war ein Mosaik aus Smalten und Goldsmalten unerlässlich. Für farbenprächtige Grabgestaltung, ist die Mosaiktechnik geradezu ideal.
Es überrascht also nicht, dass an Grabmalen wohlhabender Bürger des 19.Jahrhunderts auch Mosaiken zu finden sind. Uns begegnete die musivische Kunst an Grabanlagen zuerst auf dem inselartig zwischen Gleisen am oberen Ende des Kurfürsten Damms gelegenen Friedhof Grunewald. 1892 wurde der eher kleine Friedhof für die neugegründete Villenkolonie Grunewald errichtet, um der Elite des deutschen Kaiserreichs eine dem gesellschaftlichen Rang entsprechende Ruhestätte zu bieten.
Als wir mit der Restaurierung eines Engels mit Palmzweig am Grabmal der Therese Möbius auf dem Friedhof Grunewald beauftragt wurden und waren wir natürlich sofort begeistert. Das Mosaik war um 1895 von der oben schon genannten Firma Puhl& Wagner hergestellt worden, offenbar nach einem Entwurf von Paul Mohn. Neben einer Reinigung und Neuverfugung, sollten wir Fehlstellen ergänzen. Eine kleine Herausforderung- denn Teile des rechten Ärmels des Engels fehlten und auch das halbe Gesicht und den Hals des Engels galt es zu rekonstruieren. Andererseits freut sich ein gelernter Mosaizist in Berlin natürlich über diese Aufgabe. Ist doch das Setzen von Gesichtern und Faltenwürfen in unserer Kunst die Königsdisziplin. (Doch wer lässt sich heute schon noch von einem Mosaizisten verewigen, und wenn, schon gar nicht mit Faltenwurf)
Zu Hilfe kam uns für diese Mosaik-Restaurierung der Umstand, dass dieser Engel offenbar eine Serienarbeit der Firma Puhl & Wagner war und wir deshalb im Archiv der Berlinischen Galerie eine historische Fotografie eines nahezu identischen, leider nicht mehr existierenden Engels aus Rixdorf finden konnten.
Um einen weiteren Verlust von Original-Substanz zu verhindern, haben wir, nach einer gründlichen Reinigung der ganzen Fläche mittels Heißdampf, zunächst die Randbereiche der Fehlstellen gesichert, teils durch abkleben lockerer Stellen, teils durch Herausnehmen und Sichern einzelner Steine. Als nächstes haben wir von den fehlenden Stellen Schablonen abgenommen. Die Abdrücke der Mosaiksteine waren im Bettungsmörtel noch gut zu erkennen, sodass wir die Formen der fehlenden Tesserae problemlos übertragen konnten. Unter zu Hilfenahme der historischen Fotografie haben wir in der Werkstatt Zeichnungen als Vorlagen für die Ergänzungen in Originalgröße gezeichnet. Diese haben wir gespiegelt auf Mosaikpapier übertragen, um die Smalten dann seitenverkehrt in der Werkstatt „setzen“ zu können. Dabei kleben wir die Steinchen mit einem selbstgekochten Kleber aus Wasser, Mehl etwas Glycerol und Gummi Arabicum mit der später sichtbaren Seite auf das Papier (Ein praktisches Beispiel für die Anwendung der Erfindung von Facchina und Salviati). Vor Ort muss dann nur noch, für das endgültige Befestigen der Mosaikfläche, der Untergrund entsprechend vorbereitet werden. Im Falle des Engels war der Zementmörtel des Untergrundes in sehr gutem Zustand, wir mussten ihn nur etwas zurückarbeiten. Da wir die sehr feste historische Mörtelschicht aber nicht unnötig beschädigen wollten, haben wir die zu ergänzenden Flächen in einem, heutzutage üblichen Dünnbett-Verfahren eingebaut, so brauchten wir keinen dicken Mörtelaufbau. Das seitenverkehrte Mosaik auf Papier wird dabei direkt mit einer Mischung aus Wasser und-in diesem Falle -Zement eingestrichen. Nur gerade so dick, dass die Höhenunterschiede der Tesserae ausgeglichen werden. An die Wand streicht man einen Dünnbett-Klebemörtel und legt dann das mit Zement bestrichene Mosaik direkt frisch in frisch in den Mörtel. Wie beim Dickbett-Verfahren muss das Mosaik gut angeklopft bzw. glattgestrichen und verdichtet werden, um Hohlräume zu vermeiden und eine gute Haftung der Steine im Mörtel zu erreichen. Nach dem Einkleben der Ergänzung wird das Papier angefeuchtet und kann, nach ca. 10 Minuten, abgelöst werden. Jetzt muss der restliche Mehlkleber vorsichtig mit Bürste und Schwamm entfernt werden, da der organische Mehlkleber das Abbinden des Mörtels verhindert und später Löcher in den Fugen verursachen kann. Nach dem Einbau der Ergänzungen haben wir schließlich noch das gesamte Mosaik mit zementgebundenem, farblich dem Bestand angepasstem Mörtel verfugt.
Für uns als Mosaizisten war die Arbeit an dem Engel mit Palmzweig aus mosaiktechnischen Gründen sehr interessant. In der Mosaikkunst haben sich seit der Antike Regeln entwickelt zur Anordnung und dem Format der Tesserae. Diese zu üben und anzuwenden ist bis heute wesentlicher Teil der Ausbildung eines Mosaizisten. Ein ausgebildeter Mosaizist kann daher ohne Mühe verschiedene Stile und Werkstätten an der Anordnung und Farbmischung der Mosaiksteine unterscheiden. Die Anordnung, Form und Größe der Tesserae sind – neben der optischen Farbmischung und der Vereinfachung- die wesentlichen Gestaltungselemente in der Mosaikkunst. Im Grunde sind sie auch die Alleinstellungsmerkmale des Mosaiks als Kunsttechnik. Beim Umsetzen von Gesichtern und anatomischen Körperformen aber ist die Anordnung der Tesserae von besonderer Bedeutung.
In der Darstellung des Engels mit Palmzweig sind die Smalten außergewöhnlich breit und flach geteilt und fast fugenlos gesetzt. Auch sind die Mosaiksteine im Gesicht relativ groß und nicht unbedingt rechteckig oder quadratisch. Jeder Mosaikstein hat eine ganz eigene Form und muss genau eingepasst und dazu gegebenenfalls abgeschliffen werden. Dennoch folgt die Anordnung der Steine, nach allen Regeln der Mosaikkunst, den anatomischen Formen des Gesichts, die Farben sind raffiniert optisch gemischt.
Bei allen Mosaikrestaurierungen, die wir in Berlin bisher ausgeführt haben, war der Engel mit Palmzweig bisher das einzige Mosaik, welches in dieser Technik gearbeitet wurde.
Mosaiktechnisch ganz anders ist das Mosaik, ebenfalls von Puhl&Wagner, am Grab der Familie Dernburg. Es ist circa zeitgleich zum Engel entstanden und auf dem gleichen Friedhof Grunewald, nur ein paar Meter weiter zu finden. Die Mosaiksteine sind nicht so flach und die Gesichterder Figuren wurden anders als der Engel sehr klassisch mit kleineren, möglichst rechteckigen Steinen (7mmx7mm und kleiner), in mehr Farbabstufungen gelegt. Und noch ein technischer Unterschied ist auffällig: der Engel mit Palmzweig wurde in einen Zement-Mörtel als Bettungsmörtel gelegt, das Wandmosaik der Familie Dernburg war hingegen in einen Kalk-Mörtel gelegt worden. Das Wandmosaik befand sich, bis auf eine starke Verschmutzung am unteren Rand. sowie vereinzelte herausgefallene Smalten, in einem erstaunlich guten Zustand. Lediglich die Fugen zwischen den Smalten waren stellenweise schon komplett leer gespült und damit dringend zu bearbeiten. Bei leeren Fugen kann Schmutz und Wasser zwischen Mosaikstein und Mörtel gelangen und dazu beitragen, dass sich zunächst einzelne Steinchen von der Wand lösen. Durch die Löcher in der Fläche kann dann noch leichter Wasser und Schmutz zwischen Mosaikstein und Mörtel gelangen, so dass ein größerer Ablöse-Prozess beginnen kann. Um das Mosaik also für die nächsten Jahrzehnte vor Beschädigungen zu schützen, haben wir es zunächst mit Heißdampf gereinigt-vor allem die Zwischenräume zwischen den Steinchen-, fehlende Steinchen eingesetzt und die gesamte Fläche verfugt mit einem Mörtel aus Weißkalkhydrat mit Zuschlägen aus gemahlenem farbigem Kalkstein und Sand. Entworfen wurde das Dernburg-Mosaik von dem Künstler Max Seliger. Anders als der Engel von Paul Mohn, den es mindestens ein zweites Mal gegeben hat, ist dieses Bild offensichtlich ein individueller, künstlerischer Kundenauftrag anlässlich des Todes des kleinen 5-jährigen Fritz Dernburg. Interessant ist die Firmierung unten im Bild links. Sie ist von der ausführenden Firma und nicht vom entwerfenden Künstler
Nach unseren „Entdeckungen“ auf dem kleinen städtischen Friedhof Grunewald, wurden wir neugierig. Wir hatten unsere Liebe zu den Grabstätten des 19. Und Anfang des 20.Jhr. entdeckt und haben die Berliner Friedhöfe mit unserem Mosaizisten-Blick nach der Malerei für die Ewigkeit durchstreift.
In ganz Berlin wurden wir fündig, es gibt viele Mosaiken. Zum Teil ließen sich Auftraggeber ganze Mausoleen ausstatten. Wie die Grabkapelle Lemm mit einem Wand- und Kuppelmosaik mit floralen und christlichen Motiven auf edlem Goldgrund auf dem Friedhof der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Gemeinde und das unglaublich geräumige Mausoleum Hansemann auf dem Alten Friedhof der St. Matthäus Gemeinde mit seinem Kuppel-und Gewölbemosaik. Auf dem Luisenfriedhof I gibt es die Goldmosaikkuppel mit florealen Verzierungen im Mausoleum Ida von Blücher-leider ist dieses Mosaik in einem sehr schlechten Zustand. Im Mausoleum Zeitler auf dem Friedhof I der Gemeinde Georgen-Parochial haben sich die Eheleute Zeitler mit der heiligen Schrift portraitieren lassen. An anderen Grabstätten gibt es regelrechte Malereien aus Smalten: wie die von Herrmann Schaper entworfene Darstellung eines Toten, der von Engeln in ein Tuch gehüllt wird am Grabmal Grisebach auf dem Luisenfriedhof III und die Darstellung der 3 Kardinaltugenden, entworfen von Viktor Paul Mohn, im Mausoleum Rohmer auf dem Friedhof IV der Jerusalems und Neuen Kirche. Sehr sehenswert sind auch die Mosaiken auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin -Weißensee, wie das mit Rosen verzierte Grab von Rosalie Ernst.
Eines der unter mosaiktechnischen Gesichtspunkten schönsten Mosaiken der Stadt findet man auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in der Bergmannstraße: das Mosaik aus dem Hause Salviati in Venedig, gefertigt nach Entwürfen von Anton von Werner und nach Gemälden von Karl Gottfried Pfannschmidt, welches die Kuppel des Hallenbaus der Grabstätte von Krause ziert. Dieses prächtige Erbbegräbnis entstand zwischen 1874 und 1879. Bis auf einige Fehlstellen, die in der Vergangenheit nicht ergänzt, aber immerhin zum Erhalt des Bestands verspachtelt wurden, ist das Mosaik noch gut erhalten. Es ist ein schönes Beispiel eines in Italien gefertigten Kunstwerks, welches den Weg bereitete für die Blütezeit deutscher Mosaikproduktion.
Wer vom Dreifatigkeitskirchhof aus den Friedrichs- Werderschen-Kirchhof durchquert, kommt auf den Luisenstädtischen Friedhof. Hier ist insbesondere das von Puhl& Wagner gefertigte Mosaik an der Grabanlage Biedermann und Knüpfer schon wegen seiner Größe bemerkenswert. Es handelt sich um ein 1920 entstandenes Wandmosaik. Unter einem Goldgrund mit der griechischen Inschrift Den jung Verstorbenen lieben die Götter ist ein Paradiesgarten zu sehen mit Bäumen und Rosenhecken, in deren Mitte ein terrassenförmiger Springbrunnen mit Vögeln dargestellt ist.
Das Mosaik ist leider stark beschädigt. Von hinten eindringende Feuchtigkeit hat zu heftigen Ausblühungen geführt und die Tesserae verlieren die Haftung im Mörtel, zum Teil ist sogar das Glas der Steine selbst brüchig geworden.
Da sind noch unzählige weitere Mosaiken aus der Kaiserzeit, die auf den Friedhöfen Grabanlagen zieren, sie alle aufzuzählen wäre hier zu viel. Wer sich für Mosaike begeistern kann, dem sei ein aufmerksamer Spaziergang über die Berliner Friedhöfe empfohlen. Die historischen Gräber erzählen die Geschichte einer Elite, die viel dafür gab, sich zu verewigen. Manchem ist das gelungen, dem einen durch große Taten, Gedanken oder Erfindungen, dem anderen durch ein besonders prachtvolles Grabmal mit aufwendigen Steinmetzarbeiten und farbenfroher, musivischer Kunst. Es wäre schön, den Gedanken an die Ewigkeit weiterzutragen und all diese großartigen Grabanlagen als Erzählungen aus einer anderen Zeit für die Nachwelt zu erhalten.